· Pressemitteilung

Blutspende mit Grillbüffet beim DRK Bad Essen - Gemeinnutz und Eigennutz im ständigen Wettstreit?

Mit einem Tropfen Blut wird der Hämoglobin-Wert bestimmt und die Temperatur gemessen
Die Essensgäste werden fürsorglich bedient von den DRK-Helferinnen, auch Nachschlag gab es gerne
Die Mutter hat ihren kleinen Sohn erstmals mit zum Blutspenden mitgebracht, das Kleinkind dürfte kaum wissen, warum und weshalb diese Aktion?
DRK-Helfer Udo am Grill und die DRK-Helferinnen vorsorgen die Spender am Grill- und Salat-Büffet

Über 130 Teilnehmer kamen zum Blutspende-Termin im DRK-Sozialzentrum in Bad Essen-Wittlage; einige Erstspender, die Mehrzahl jedoch treue Dauerspender. Bezahlt wird der Spender nicht - dafür gab es diesmal ein leckeres Grillbüffet, auch vegetarisch, für die Spender. Der soziale Kontakt ist wichtig.

Spenderblut kann Leben retten. Die Blutkonserven sind nach der Entnahme nur begrenzt beim Blutspendedienst lagerfähig, nachdem zuvor das Blut in den Teströhrchen im Laber unter medizinischen Gesichtspunkten untersucht wurde. Bei Unfällen oder Operationen sind oftmals Blutkonserven notwendig. Derzeitig sind die Bestände an Blutkonserven auf ein Minimum geschrumpft und die Bestände müssen dringend aufgefüllt werden, so dass auf Anforderung der Kliniken sofort per Kurier geliefert werden kann, oft ein Wettrennen gegen die Zeit.

Der DRK-Ortsverein Bad Essen sorgt für die Werbung, im Sommerhalbjahr wird traditionell ein Grillbüffet als Anreiz geboten. Sonst gibt es ein Brötchenbüffet mit Salaten und Heißwurst. Es soll den potentiellen Blutspendern ein attraktives Angebot unterbreitet werden, im Volksmund würde es heißen: "Mit Speck fängt man Mäuse". Hier aber vollständig legitim.

Was hat nun der jeweilige DRK-Ortsverein davon, dass der professionelle Blutspendedienst Blutspenden abnimmt, diese labormäßig untersucht und bei Bedarf an die Kliniken verkauft.

Andrea Wobig ist die Leiterin des DRK-Sozialdienstes, verantwortlich für den organisatorischen Ablauf vor Ort. Mit ihr diesmal ein Dutzend DRK-Helferinnen und Helfer von 14 bis 22 Uhr im unentgeltlichen Einsatz beim Spende-Termin, diesmal im DRK-Sozialzentrum. Zwei DRK-Helfer machen die Aufnahme der Spender, prüfen die Identität und drucken den zweiseitigen Fragebogen aus. Die Spender müssen viele Fragen zu ihrem Gesundheitsstatus machen. Spender, die zuvor eine OP hatten oder die bestimmten Tabletten einnehmen wie Blutverdünner, sollten dies gewissenhaft angeben.

Nächste Station: Ein hauptamtlicher Mitarbeiter entnimmt einen Tropfen Blut, dies um den Hämoglobin-Wert festzustellen, misst an der Stirn die Körper-Temperatur. Weiter geht es zum vertraulichen Arztgespräch. Hier wird der Blutdruck festgestellt und Punkte aus dem Fragebogen besprochen. Gibt der Arzt sein okay, geht es weiter zur Entnahme. Diesmal in der luftigen Fahrzeughalle, die Patienten, die zuvor Wasser getrunken haben sollten, werden punktiert und das Spenderblut läuft in den Spenderbeutel unter Schüttelbewegung. Nach ca. 15 Minuten ist diese Prozedur, die kaum schmerzhaft ist, abgeschlossen.

Dann geht es weiter zum Büffet - die Spender tragen noch den Druckverband für die Einstichstelle. Auch diejenigen, die vom Arzt nicht für die Blutspende zugelassen wurden, sind zum anschließenden Büffet eingeladen.

DRK-Helfer Udo war am Grill für Hähnchenschenkel, Hüftsteaks, Bauchfleisch, Bratwürstchen - in einem Wärmebehälter wurde das Fleisch warmgehalten, so dass kein Gast warten musste. Einige DRK-Helferinnen haben zu Hause unterschiedliche Salate für das Büffet, von fruchtig bis herzhaft, zubereitet. Viel Arbeit für das ehrenamtliche DRK-Personal und alles unentgeltlich. Und das Team freut sich, wenn es den Spendern gut schmeckt und sie einen Nachschlag verlangen. Es gab bisher keine Essensmarken; alle konnten sich bisher bedienen.

Der DRK-Ortsverein erhält für seine Mühe, den Einsatz der Helfer, für die Werbung mit Bannern und die Versorgung der Blutspender einen Obolus unter 10 Euro je Spende. Nicht allzu viel, aber der Überschuss dient dem DRK-Sanitätsdienst.

Jetzt fiel den ehrenamtlichen DRK-Helfern auf, dass sich einige Bürger unter die Blutspender "gemischt" hatten, die gar nicht die Absicht hatten, Blut zu spenden - die sich nur am Büffet bedienen wollten. Wären dies Menschen, von Hunger und Not geplagt - das DRK hätte diese Personen gerne versorgt. Sind es aber Menschen mit einem gesicherten Auskommen, ohne Not - so wie vorliegend zu vermuten war - ein "Kopfschütteln" über solch eine Schamlosigkeit war eine nachvollziehbare Reaktion.

Auf den Einladungskarten für den Blutspende-Termin stand zwar "Wir grillen für Euch", gemeint waren aber die Blutspender und diejenigen, die nach ärztlicher Prüfung diesmal nicht spenden durften. Kann man diese Einladung missinterpretieren? Könnten sich dann künftig Menschen in großer Zahl auf das Grill-Büffet unter das Publikum schleichen?

Über dieses Phänomen wurde anschließend lebhaft diskutiert. Die Wissenschaft beschreibt längst das Dilemmata zwischen Gemeinsinn und Eigennutz? DRK-Helfer und andere bringen sich ehrenamtlich ein, andere nutzen die Lücken des Grundvertrauens aus, um sich persönlich Vorteile zu verschaffen. Dies ist die menschliche Natur. Deshalb gibt es immer mehr Kontrollen getreu dem Motto: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser". Gemeinsinn und gesellschaftliche Verantwortung sind ein hohes Gut, das es zu stärken gilt.

Was noch auffiel: Einige Teilnehmer ließen sich ihre Teller randvoll auffüllen, beim zweiten Gang nochmals. In einigen Fällen blieben dann umfangreich Speisereste auf den Tellern zurück. Die Reste landeten anschließend im Biomüll. Kürzlich gab es den internationalen Nachhaltigkeitstag - Essen sollte niemals verschwendet werden beim Hunger auf der Welt! Hier sollte das Bewusstsein geschärft werden.

Text und Fotos: Eckhard Grönemeyer