Im Wohnhaus der Eheleute Baptist in der Kaffeestraße beim Eintreffen der Geburtstagsgäste der Telefonanruf aus Bolbec in Frankreich mit Glückwünschen. Wir erfahren warum! Die Eheleute Baptist haben sich für die Gemeinschaft im Roten Kreuz in vielen Funktionen ehrenamtlich eingesetzt. Danke dafür.
Der Rückblick: Geboren wurde Fredi Baptist am 10. September vor nunmehr 85 Jahren in Kollberg in Pommern. Der Vater als Soldat ein Opfer des Weltkrieges. Als vierjähriges Kind dann mit der Mutter die Flucht mit der letzten Fähre über die Ostsee nach Travemünde. Die Familie fand zunächst eine provisorische Unterkunft in der Bohmterheide, alles sehr einfach und bescheiden. Die Mutter war Schneidermeisterin, fand Arbeit in Bohmte und später die Heirat mit einem Bohmter. So besuchte Fredi die Schule in Bohmte, war später im Spielmannszug des Schützenvereins Bohmterheide und lernte hier seine spätere Ehefrau kennen.
Die Eheleute Baptist sind gemeinsam über 120 Jahre ehrenamtlich für den DRK-Ortsverein Bad Essen tätig, in verschiedenen Führungs- und Verantwortungsfunktionen. Deshalb war der DRK-Ortsvereinsvorsitzende Dr. Ulrich Billenkamp mit seiner Stellvertreterin Silke Depker zum Haus der Eheleute gekommen, um Fredi Baptist zu seinem 85. Geburtstag zu gratulieren. Er ist derzeit der älteste DRK-Helfer im Ortsverein. Silke Depker überreicht ein Präsent und Ulrich Billenkamp die besten Wünsche.
Fredi Baptist war im Rabewerk vom einstigen Unternehmer Fritz Clausing tätig. Aufgrund seiner Sanitätsausbildung war er viele Jahrzehnte nebenamtlich während seiner Schichten Sanitäts- und Ersthelfer im Rabewerk. Vielen Mitarbeitern mit Brüchen und Quetschungen leistete er bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes fachkundig Erste-Hilfe. Über 30 Jahre war er auch als Ausbilder für Erste-Hilfe-Lehrgänge unterwegs und als Gruppen- und Zugführer der örtlichen Sanitätseinheit. Er absolvierte viele Fachlehrgänge an der DRK-Landesschule. Ehefrau Erika unterstützte ihn in seiner Arbeit für das DRK, sie war selbst aktive Helferin.
Noch mit 80 Jahren fuhren die Eheleute in seine Heimatstadt, ehemals Kollberg, gelegen an der Ostsee. Bei der Tourist-Info habe die freundliche polnische Mitarbeiterin ihnen gezeigt, wo das einstige Elternhaus der Familie Baptist stand und außerdem "zauberte" die polnische Fachkraft ein gebundenes Familienbuch herbei mit den Einträgen der Vorfahren. Fredi war von dieser Begegnung sehr beeindruckt.
Die Eheleute Baptist können viel aus der zurückliegenden DRK-Arbeit berichten, die für sie sehr erfüllend war.
Ein Ereignis wird er, der selbst als Kind noch Flucht und Vertreibung miterlebt hat, nie vergessen. 1991 begleitete er mit seinem damals 20jährigen Sohn Guido einen DRK-Hilfsgüter-Transport in die Armuts-Regionen von Rumänien. Sie seien hier freundlich und dankbar empfangen worden und da es zur Weihnachtszeit war, hatten sie für die Kinder Süßwaren und Spielsachen, ansonsten für eine Klinik gebrauchtes medizinisches Gerät mitgebracht. Sehr berührend fand Fredi Baptist die Begegnungen mit den einfachen Menschen, denen vom DRK-Landesverband Hilfe zuteil wurde.
Schon 1970 beteiligte sich der DRK-Ortsverein mit dem damaligen Bereitschaftsführer Heinz Böster an den Partnerschaftsaustauschen mit Bolbec. Und 1987 gab es das erste Treffen mit den französischen Eheleuten Helen und Jean-Claude Vasse, die beide im französischen Roten Kreuz, dort als Croix Rouge bekannt, mitwirkten. Es entstand eine dauerhafte Freundschaft über Landes- und Sprachgrenzen hinweg, jetzt fast 40 Jahre. Jean-Claude arbeitete früher als Radio- und Fernsehtechniker im Fachgeschäft der Familie Blondel, die wiederum Mitbegründer der deutsch-französischen Partnerschaft zwischen Bolbec und dem Wittlager Land sind. Ende Oktober kommt eine französische Abordnung, um hier das 55. Jubiläum zu feiern. Mit dabei die Familie Vasse, die wiederum bei Fredi und Erika Baptist einquartiert sind. Er war in Bolbec bei den Kindern Trauzeuge und oft wurden die Familienfeiern gemeinsam vollzogen. Eine Freundschaft, die besser nicht sein kann. Der Ursprung dafür, die ehrenamtliche Mitarbeit im DRK.
Die Eheleute Baptist lesen die Tageszeitung und die Seite "Wir von hier" online, gibt es technische Probleme, so helfen die Kinder.
Glückwunsch zum 85.-jährigen Geburtstag - dienst-ältester DRK-Helfer
Text und Fotos: Eckhard Grönemeyer