Ulrich Billenkamp war bis vor kurzem Chefarzt an der Klinik für Innere Medizin. Er zeigte in einem Power-Point-Vortag die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten auf. Der Mediziner aus Bad Essen hatte für ein medizinisches Lehrbuch einen Beitrag zum Thema der Volkskrankheit Hypertonie geschrieben.
Ulrich Preuß als Vorsitzender des Sozialverbandes, Ortsgruppe Bad Essen, konnte zu einem Informationstag Mitglieder und Gäste im DRK-Sozialzentrum in Wittlage begrüßen. Gemeindebürgermeister Timo Natemeyer informierte nach der Mittagspause über die kommunalen Zukunftsprojekte in Bad Essen. Der Ortsverband Bad Essen, der in der Tradition des früheren "Reichsbundes" tätig ist, zählt jetzt 366 Mitglieder. Es werden viele Veranstaltungen angeboten und in Osnabrück gibt es eine professionelle Rechtsberatung für Mitglieder in Fragen des Sozialrechts. Die Homepage ist unter www.sovd-badessen.de erreichbar.
Mit Spannung erwartet der Vortrag des Mediziners Ullrich Billenkamp, der als nahbarer und zugewandter Klinikarzt in der vormaligen Leitungsfunktion vielen Teilnehmern bekannt war. Er bemühte sich, möglichst für medizinische Laien verständlich das Thema des Bluthochdrucks als Volkskrankheit zu erklären. Besonders Menschen im höheren Lebensalter, etwa ab dem 70. Lebensjahr, sind durchweg davon betroffen, wobei bestimmte Faktoren die Krankheit beeinflussen. Es gibt trotzdem eine Dunkelziffer: Jeder 5. Betroffene weis nach einer Statistik nicht, dass er unter permanenten Hochdruck leidet. Die Messungen mit der Manschette sind am Oberarm etwas genauer als am Unterarm. Vor 20 Jahren gab es noch andere Ziel- und Richtwerte. Heute gilt als normal 140 zu 80 mgh mit Schwankungen zur Tageszeit und für den sekundären Bluthochdruck spielen, z.B. Hormone eine Rolle, ebenso organische Erkrankungen.
Impfen gegen den Bluthochdruck, die MHH forscht daran, in einigen Jahren könnte es diese Therapie neu geben?
Für den primären Bluthochdruck benannte Billenkamp die Hauptrisikofaktoren, 1. extremes Übergewicht, 2. zu viel Kochsalz, manchmal in Fertigprodukten schon enthalten für die salzsensitive Elastizität der Gefäße, 3. zu viel Alkohol, 4. Rauchen und 5. Zucker, auch in Fertigprodukten versteckt. Der Facharzt nannte als Beispiel Lakritze mit großem Anteil an Zucker. Das äußerst tückische - der Bluthochdruck verursacht keine Schmerzen, trotzdem gelte es bestimmte Anzeichen näher zu betrachten, etwa häufiges Nasenbluten.
Unbehandelter Bluthochdruck sei mit Risiken verbunden für einen Schlaganfall, die Nieren könnten ebenso wie die Sehkraft beeinträchtigt werden.
Manche Diäten seien fragwürdig, trotzdem sei wissenschaftlich bewiesen, dass bei 10 kg Gewichtsverlust dies den Bluthochdruck um 20 mhg verringern könnte. Im Volksmund kursiere der Spruch, dass ein Glas Rotwein täglich gut gegen Bluthochdruck sein könnte. Maß und Mitte sei hier gefragt, etwa eine Flasche Wein pro Tag wäre nicht regelmäßig zu empfehlen, weil dann auch die Leber überfordert werde. Dr. Billenkamp riet dazu, weniger Salz zu verzehren, stattdessen andere Gewürze oder Küchenkräuter einzuplanen. Ein halber Liter Bier für Männer, für Frauen wegen der unterschiedlichen körperlichen Konstitution etwas weniger, wäre nach Angaben der Fachvereinigung noch gerade zu tolerieren. Stress-Abbau, durch Meditation oder Bewegungstherapie, wären Möglichkeiten der Selbsthilfe.
Facharzt Dr. Billenkamp erläuterte dann die medikamentösen Therapie-Angebote, etwa die Beta-Blocker, die ACE-Hemmer und weitere. Bezogen auf den Einzelfall werden diese empfohlen und passend dosiert. Bei den Beta-Blockern werde das Adrenalin tangiert, der Puls schlage geringer. Bei manchen Medikamenten gebe es Nebenwirkungen, etwa die erektile Dysfunktion.
Andere Tabletten hemmen die Muskelzellen, die Gefäße weiten sich und Ödeme, also Wassereinlagerungen könnten sich bilden, aber auch z.B. Schnupfen oder Husten. Wichtig sei es, dass der behandelnde Arzt die richtige Medikamentenwahl und Dosierung treffe, individuell auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten. Es gäbe weiter Nitrospray und harntreibende Medikamente.
Dr. Billenkamp zeigte sich hoffnungsvoll, dass die medizinische Forschung in den nächsten Jahren eine Impfung gegen den Bluthochdruck entwickeln könnte. An diesem Projekt wird beispielsweise an der Medizinischen Hochschule Hannover geforscht, aber auch an anderen Standorten. Gäbe es dieses Mittel, wäre es für die Behandlung der Volkskrankheit "Bluthochdruck" ein Durchbruch und eine Hilfe für Betroffene. Auch die KI bedeutete für Therapien einen Quantensprung, weil ein enormer Erkenntnisgewinn dadurch erreicht und gezielt Therapien eingeleitet werden könnten. Eines ist bisher gesichert - je älter der Mensch, um so unelastischer sind die Gefäße im menschlichen Körper. Facharzt Dr. Billenkamp beantwortete viele Fragen von Betroffenen, die offensichtlich schon unter dieser Volkskrankheit leiden.
Ulrich Preuß, Vorsitzender des SOVD in der Ortsgruppe dankte Bürgermeister Timo Natemeyer und dem Internisten Dr. Ullrich Billenkamp für ihre umfassenden und informativen Vorträge.
Text und Fotos: Eckhard Grönemeyer